Prokrastinierst du noch oder lernst du schon? – Tipps gegen die Aufschieberitis

Den Text lesen? Mach ich später. Das Video zur Vorlesung? Ist morgen auch noch verfügbar. Und das Webinar heute Nachmittag? Wird doch aufgezeichnet und schaue ich nach dem Putzen an.

Wer kennt es nicht: Prokrastination oder Aufschieberitis. Gerade in Zeiten von Corona begünstigen die Rahmenbedingungen das Aufschiebeverhalten. Die Verabredung zur Lehrveranstaltung fällt weg (und der Anreiz danach auf einen Kaffee zu gehen auch) und die Vorlesung kann man zu einem späteren Zeitpunkt auch online anschauen.

Zum Glück gibt’s ein paar Tipps, wie ihr eure Aufgaben wieder in den Fokus nehmt. Am besten definiert ihr zuvor nach der SMART-Methode die Ziele, die ihr in diesem Semester erreichen wollt. Mit diesen im Gepäck machen wir uns unter anderem auf gen ALPEN (ja, richtig gelesen).

Tagespläne nach der ALPEN-Methode

Wenn du nicht weißt, wo du hin willst, brauchst du dich nicht wundern, wenn du woanders raus kommst. Einen Plan zu haben, ist deshalb das A und O zum Erreichen von Zielen und gegen die Aufschieberitis. Die ALPEN-Methode kann dir helfen, den Tag effizient zu planen – und mit der Zeit wirst du immer besser dabei (wenn du den letzten Punkt konsequent beachtest). Nimm‘ dir am besten am Vorabend oder morgens die Zeit, deine To Do’s wie folgt aufzuschreiben:

A – Alle Aufgaben aufschreiben 
L – Länge realistisch einschätzen
P – Puffer einplanen
E – Entscheidung treffen
N – Nachkontrolle

Schreibe zunächst alle Aufgaben auf: Lernen, Vorlesungen, Nachbereitung, aber auch Verpflichtungen, wie Putzen, Einkaufen. Jetzt hast du einen Überblick, was zu tun ist. Nachdem du alle Aufgaben aufgeschrieben und die Zeit geschätzt hast, die jede Aufgabe etwa braucht, solltest du einen großzügigen Puffer einbauen (30-50% der Zeit). Bedenke auch Pausen, Essenszeiten und dass die Konzentration im Laufe eines Tages abnimmt.

Checke deine Aufgaben: Wie viel Zeit ist inkl. Puffer schon verplant? Musst du Punkte streichen? Kann noch was dazu? Entscheide dich auf dieser Basis, welche Aufgaben du in den Fokus nimmst und was du ggf. auf einen anderen Tag schiebst.

Ziehe abends deine Liste nochmals heran und reflektiere: Was ist gut gelaufen, was schlecht? Wie realistisch war die Zeitplanung? Warum sind Aufgaben liegen geblieben? Versuche aus den Erkenntnissen zu lernen. Am besten für deine nächste Tagesplanung!

Aufgaben priorisieren mit dem Eisenhower-Prinzip

Auf deiner Liste stehen zu viele Punkte und du wüsstest gerne, wie du deine Aufgaben besser priorisierst? Wir haben noch was im Petto: das Eisenhower-Prinzip. Damit kannst du Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit sortieren. Ziehe dazu ein Blatt Papier heran und zeichne eine Tabelle wie folgt:

Dringlichkeit
dringend nicht dringend
Wichtigkeit  wichtig  Sofort erledigen Terminieren und erledigen
nicht
wichtig
Hinten anstellen, ggf. delegieren Nicht bearbeiten

Weise deine Aufgaben folgenden Kategorien zu:

  • Wichtig und dringend
    Beispiel: Präsentation diese Woche im Online-Meeting
  • Wichtig und nicht dringend
    Beispiel: Üben für die Statistik-Klausur am Ende des Semesters
  • Dringend und nicht wichtig
    Beispiel: Wohnung putzen
  • Nicht dringend und nicht wichtig
    Beispiel: Alte Skripte sortieren

Durch das Eisenhower-Prinzip können Aufgaben priorisiert werden. Allerdings besteht das Risiko, dass wichtige Ziele, die sich nicht durch Dringlichkeit auszeichnen, in den Hintergrund rücken – der Klassiker ist die Prüfung oder Mastarbeit, die erst in ein paar Wochen abgegeben werden muss. Aber auch vermeintlich weniger „dringende“ Punkte – etwa Sport, gesunde Ernährung oder das Treffen von Freunden – in diese Kategorie fallen. Auf Dauer fällt es dir auf die Füße, gerade diese Kategorie zu vernachlässigen. Plane Aufgaben aus diesem Feld bewusst in den Tag ein!

Kleine Tipps, große Wirkung – so klappt’s mit dem Zeitmanagement

Hier noch ein paar Ideen, die helfen Zeitfresser zu eliminieren, die Prokrastination zu bezwingen und Kontrolle über eure Zeit zu erlangen:

  1. Störenfriede beim konzentrierten Arbeiten ausschalten: WhatsApp, Mailprogramm und Facebook stumm stellen. Jede Nachricht reißt dich aus dem Denkprozess!
    Keine Lust auf die Online-Vorlesung? Termine schaffen Verbindlichkeit. Verabrede dich mit Kommilitoninnen und Kommilitonen zur Lehrveranstaltung – und vielleicht auch auf einen gemeinsamen virtuellen Kaffee im Anschluss.
  2. Routinen einplanen schafft Klarheit und Struktur. Lege fest, wann du wochentags aufstehst und wann deine Studienzeiten sind. Der Vorteil im Homeoffice: Auch Nachteulen kommen auf ihre Kosten – die Lernphase kann schließlich zu deinen präferierten Zeiten erfolgen (auch wenn die meisten Menschen vormittags ihr Konzentrationshoch haben).
  3. Schlechter Tag? Geht heute gar nichts? Dann probiere den 10-Minuten-Tipp: Setze dich zumindest für ein paar Minuten an den Schreibtisch und probiere ein knappes Viertelstündchen, ob du ins Arbeiten kommst. Vielleicht findest du ja noch in den Flow.
  4. Pausen sind wichtig! Plane sie deshalb fest ein. Vormittags eine Runde um den Block. Eine Stunde Mittagessen und tun, worauf du Lust hast. Ein Nachmittagskaffee. Pausen strukturieren deinen Tag in kleinere Häppchen und auch wenn das Lernen mal anstrengend ist weißt du, wann die nächste Erholung ruft.
  5. Mindestens ein Tag pro Woche frei! Gönne dir einen Tag pro Woche, an dem du nicht lernst oder arbeitest. Es ist wichtig Kraft zu tanken und dir bewusst Gutes tust: Freundschaften pflegen, Spazieren, Sonne und frische Luft, kreativ sein, ein Buch lesen, die Lieblingsserie schauen und Badewanne oder einfach mal gar nichts tun.