Mitschriften in Online-Vorlesungen

Mitschriften anfertigen? In Zeiten, wo die Folien, das Skript, der Screencast bequem zum Download bereit stehen? Was dir auf den ersten Blick überflüssig erscheinen mag, erweist sich als hilfreich für die Prüfungsvorbereitung. Eigene Mitschriften sind eine grundlegende Arbeitstechnik für Studierende. Sie helfen dir, während einer Lehrveranstaltung aktiv zu bleiben, fördern die Konzentration und das Mitdenken. Durch eigene Notizen fasst du zentrale Aussagen in eigenen Worten zusammen und bringst Struktur in ein Stoffgebiet.

Gute Mitschriften sind gar nicht so leicht anzufertigen. Wenn es an die Prüfungsvorbereitung geht merkst du vielleicht typische Probleme: zu lang, zu kurz, unverständlich, nicht gegliedert. Kein Wunder. Fürs Mitprotokollieren muss man synchron zuhören, abstrahieren und formulieren können. Wir haben ein paar Tipps für dich im Petto, wie du effizient in Online- oder Präsenzveranstaltungen mitschreibst.

Funktion von Mitschriften: Wozu das Ganze?

Bevor du überlegst, was und wie du eine Veranstaltung dokumentierst, solltest du klären, welche Funktion die Mitschrift erfüllen soll. Beispiele:

  • Ich schreibe mit, um mich auf die Prüfung vorzubereiten. → Notiere bspw. wichtige Begriffe und Definitionen, Theorien sowie Modelle und deren Begründer*innen, Literaturhinweise zum Vertiefen, Kernaussagen der Lehrkraft.
  • Ich schreibe Aspekte mit, die mir helfen dem Vortrag einen Struktur zu geben und besser zu folgen sowie im Anschluss daran an der Diskussion teilzunehmen. → Notiere bspw. die Gliederung, wichtige Punkte, Fragen und Anmerkungen

Das Auge lernt mit: Wie könnte eine Mitschrift aussehen?

Um den Überblick zu behalten, solltest du jede Mitschrift mit Datum, Veranstaltung, Thema und Lehrkraft versehen. Auch eine Seitennummerierung bietet sich an.

Experimentiere mit verschiedenen Layouts:

  • Chronologisch: Das chronologische Mitschreiben ist sicher das Geläufigste. Du schreibst linear zentrale Punkte der Lehrveranstaltung mit. Achte dabei auf Überschriften und lasse Seitenränder für Schlagwörter, Literaturhinweise oder Kommentare.
  • Grafisch: Mithilfe einer MindMap kannst du eine bildhaft strukturierte Sammlung von Begriffen anfertigen. Das Thema formulierst du in der Mitte. Davon gehen Linien weg, die eine Hauptuntergliederung darstellen und sich immer weiter verzweigen. Beim Lernen fördert Mindmapping das Verständnis durch das Aufzeigen von komplexen vernetzten Zusammenhängen. Durch diese Form des gewissermaßen geordneten Brainstormings lassen sich Themen in ihrer gesamten Bandbreite erfassen und schnell überblicken.
  • Tabellarisch: Möchtest du Wissensgebiete vergleichen – etwa verschiedene Theorien, Definitionen oder ähnliches – kann eine Tabelle für Übersicht sorgen.
  • Grundsätzlich ist es hilfreich mit Farben und Kürzeln zu arbeiten, um bspw. Definitionen oder Literaturhinweise zu kennzeichnen (z. B. Anmerkung = „A“, Beispiel = „Bsp.“, Definition = „D“).
  • Viele fragen sich: Soll ich digital oder per Hand mitschreiben? In der Regel ist händisches Mitschreiben besser. Du kannst viel schneller schreiben, etwas anmerken, visualisieren, ausbessern, markieren als am Computer. Laut diverser wissenschaftlicher Studien ist der Lernerfolg angeblich höher, wenn Studierende Block und Stift vorziehen (siehe hier und da). Wenn deine Handschrift aber sehr krakelig ist und du später Mühen hast das Geschriebene zu entziffern oder es dir leichter fällt am PC mitzuschreiben, solltest du natürlich das Medium wählen, das dir besser von der Hand geht.

So klappt's: Wie kann ich einfach Mitschriften anfertigen?

Folgende Tipps erleichtern dir das Mitschreiben:

  • Vorbereitung ist wichtig: Ein Blick vor der Veranstaltung ins Skript oder die Unterlagen der letzten Woche geben Orientierung und einen Anknüpfungspunkt. Mit der Aktivierung von Vorwissen fällt es viel leichter, Neues zu lernen und einen Rahmen zu setzen.
  • Versuche Zusammenfassungen von Kernaussagen in eigenen Worten zu formulieren – so sind sie später besser nachvollziehbar für dich.
  • Kurze Sätze und Stichworte machen das Mitschreiben leichter. Denn Zuhören und Schreiben parallel gelingt schwer. Notiere lieber Prägnantes und höre aufmerksamer zu.
  • Verwende Kürzel bei häufig auftretenden Begriffen (z. B. „GK“ für Grenzkosten usw.).
  • Schreibe Relevantes, wie Zahlen, Namen und Begriffe, mit.
  • Halte deine wichtigsten Gedanken, Anmerkungen und Bemerkungen zum Gehörten schriftlich fest. Nutze Kürzel und Farbcodes auf dem Blattrand dafür (z. B. Anmerkung = „A“, Beispiel = „Bsp.“, Definition = „D“).
  • Schreibe Tipps von Lehrpersonen auf, z. B. im Hinblick auf organisatorische Angelegenheiten, für die Klausurvorbereitung usw.
  • Notiere Fragen und Unklarheiten, die du nicht auf Anhieb verstehst. Markiere diese Vermerke so, dass sie bei der Nachbereitung gleich ins Auge fallen. Scheue dich nicht, noch während der Veranstaltung Fragen zu stellen, wenn Dinge unklar sind.
  • Füge hin und wieder selbst inhaltliche Zusammenfassungen ein, wenn eine Gesamtstruktur klar geworden ist.
  • Arbeite mit Visualisierungen wie Schaubildern, Schemata oder Flussdiagrammen, wenn sich das bei der Zusammenfassung anbietet.

Jetzt schon an die Prüfung denken: Wie bereite ich Mitschriften nach?

Die Nachbereitung von Mitschriften ist sehr hilfreich für die Prüfungsphase. Plane diese zeitnah im Anschluss an die jeweilige Lehrveranstaltung ein:

  • Kläre zeitnah Sachverhalte, die unklar waren. Recherchiere bspw. noch am selben Tag einen unklaren Begriff.
  • Tausche dich mit Kommiliton*innen zu den Mitschriften aus. Es kann sehr erhellend sein, Mitschriften zu vergleichen und zu diskutieren.
  • Auch das nachträgliche Anfertigen einer Mindmap kann Zusammenhänge verdeutlichen und den Inhalten Struktur geben.
  • Sofern du Mitschriften auf losen Blättern anfertigst, solltest du diese chronologisch abheften. So behält du den Überblich und hast am Ende des Semesters keinen großen Papierstapel, den du sortieren musst.